Studien zum Standort Deutschland im Vergleich
Wo die strukturellen Gründe der Krise liegen und durch welche Maßnahmen der Standort Deutschland wieder zukunftsfähig wird, wurde von verschiedenen Experten und Expertinnen in den letzten Monaten und Jahren diskutiert.
Die gute Nachricht: Die Ergebnisse der Studien und Reformvorschläge kommen sich sehr nahe, wenn es um die Grundlagen geht.
- Der Reformbedarf ist hoch, aber die Transformation ist machbar.
- Investitionen, Innovation und Produktivitätssteigerungen sind Schlüsselvoraussetzungen, damit Deutschland nicht den Anschluss verliert.
- Talente und Technologie sowie Kooperation und Planungssicherheit sind strategische Ressourcen.
- Eine enge europäische Koordination ist unter veränderten globalen Bedingungen essentiell für Stabilität und Wohlstand.
Diese Studien haben wir verglichen:
Hier folgt die Executive Summary zu den Herausforderungen entlang von sechs Handlungsfeldern, die wir im Vergleich der Studien identifiziert haben:
1. Digitalisierung & Künstliche Intelligenz
- Es besteht ein allgemeines Defizit bei der Digitalisierung von Prozessen, dies gilt insbesondere für Verwaltung und Genehmigungsverfahren.
- Deutschland ist stark in Forschung & Patenten, aber es besteht ein Rückstand bei Themen wie KI, oder in Hochtechnologiebereichen wie Quanten, Halbleitertechnologien & in Teilen auch in Biotech. Außerdem wandern KI-Talente nach Studium in Europa häufig ab.
- Arbeitskräfte müssen befähigt werden, digitale Tools und KI zu nutzen.
2. Innovation & Finanzierung
- Ein Investitionsrückstand hat die öffentlichen Infrastrukturen und damit einen wesentlichen Standortfaktor erheblich geschwächt. Eine investitionsorientierte Reform der Verschuldungsregeln ist nötig.
- Die gesamtwirtschaftliche FuE-Quote liegt unter 3%. Die Innovationsaktivität im Mittelstand sinkt, außerdem besteht dort eine geringe Eigenkapitalbasis.
- Die Finanzierung von neuen Geschäftsmodellen, Start-Ups und ambitionierten Verbundprojekten ist im europäischen und internationalen Vergleich stark ausbaufähig.
3. Zukunftsmärkte & Wettbewerbsfähigkeit
- Die deutsche Exportquote beträgt 43 %, jeder 4. Job exportabhängig. Probleme wie hohe Energiepreise, Steuerbelastung, Bürokratie und Infrastrukturdefizite tragen zur strukturellen Krise bei.
- Strategische Zukunftsbranchen werden zu wenig unterstützt, gleichzeitig stehen zentrale und/oder energieintensive Industrien wie Automotive oder Stahl vor strukturellen Herausforderungen, sodass gezielte und strategische politische Unterstützung benötigt wird.
- Probleme: hohe Energiepreise, Steuerlast, Bürokratie, Infrastruktur.
4. Geopolitik & Europäische Einbettung
- In ganz Europa besteht eine Innovations- und Produktivitätslücke im Vergleich zu den USA und China, außerdem hohe Energiekosten, und hohe geopolitische Risiken.
- Russland und andere Mächte haben ein Interesse an europäischer Spaltung und bedrohen das europäische Modell und die Bundesrepublik in besonderem Maße.
- Technologische Souveränität und wirtschaftliche Resilienz erfordern eine enge EU-Koordination.
5. Versorgungssicherheit & Dekarbonisierung
- 2024 wurde ein Anteil 55 % erneuerbarer Stromerzeugung erreicht, der Strombedarf steigt durch Elektrifizierung jedoch deutlich. In den nächsten 20 Jahren sind Investitionen im dreistelligen Milliardenbereich nötig (z.B. für Netze, Speicher, Wasserstoff).
- Planungssicherheit vonseiten der Politik ist eine grundlegende Voraussetzung. Nicht zu handeln bedeutet höhere Kosten als entschiedenes Handeln.
- Gleichzeitig sind Rohstoff-Lieferketten, Energieträger und Vorprodukte strategische Bedrohungs-Instrumente von politischen und geoökonomischen Konkurrenten und bedrohen die Versorgungssicherheit und Produktionsstandorte.
6. Demografie & Fachkräftestrategien
- Bis 2036 verlassen etwa 13 Millionen Babyboomer den Arbeitsmarkt. Ohne Gegensteuern schrumpft das Erwerbspersonenpotenzial bis 2035 um mindestens 3 Millionen Menschen (-6,5%). Die nachwachsenden Generationen sind wesentlich kleiner.
- 32 % der Unternehmen melden bereits jetzt Fachkräftemangel. Daher muss eine höhere Erwerbsbeteiligung durch Flexibilisierung, Anreize und bessere Vereinbarkeit erreicht werden.
- Die Einwanderungsmöglichkeiten für ausländische Fachkräfte und Talente müssen vereinfacht und pragmatisch umgesetzt werden.
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